Wenngleich sich kein Schicksal mit dem anderen vergleichen lässt: Du bist mit Deiner Situation nicht allein! Millionen Menschen leben weltweit mit dem Verlust einer Extremität.

Definition ‚Amputation‘

Der Begriff ‚Amputation‘ ist aus dem Lateinischen von ‚amputare‘ abgeleitet und bedeutet so viel wie ‚ringsherum abschneiden‘ (‚ambi‘ steht für ‚herum‘ und ‚putare‘ für ‚beschneiden‘, ‚reinigen‘, ‚putzen‘).

Amputation: Was ist das, und wann ist sie notwendig?  

Eine Amputation ist die teilweise oder vollständige Abtrennung eines oder mehrerer Körperteile, zum Beispiel Finger, Arme, Zehe, Füße und Beine. Grund für eine Amputation ist – so widersprüchlich sich das zunächst anhört – die Rettung des übrigen gesunden Gewebes, oft auch des Lebens der Patientin oder des Patienten. Wenn die Ärztinnen oder Ärzte den Körperteil aufgrund von schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen oder unerträglichen Schmerzen nicht mehr erhalten können, bleibt meist nur die Amputation. Diese sollte, wenn es zeitlich irgendwie möglich ist, in einer sorgfältig geplanten Operation erfolgen. Eine Übersicht zu den Amputationsarten und -höhen findest Du hier.

Das entfernte Gewebe ist zwar nicht zu ersetzen, allerdings ermöglichen ausgefeilte Prothesentechniken den Patient:innen heutzutage, auf andere Weise mit der zunächst ungewohnten Art der Mobilität zurechtzukommen. Mögliche Phantomschmerzen entstehen im Gehirn, werden aber so empfunden, als seien sie dort verortet, wo sich zuvor der amputierte Körperteil befand. Auch hier gibt es eine Reihe von Behandlungs- und Hilfsmöglichkeiten. Mehr Informationen dazu bekommst Du hier.

Amputationsursachen

Arteriosklerose 

Die häufigste Ursache von Amputationen in Deutschland sind arterielle Verschlusserkrankungen. Dazu gehört auch die Arteriosklerose. Umgangssprachlich ist häufig von einer sogenannten Arterienverkalkung die Rede. Bei dieser Erkrankung lagern sich Stoffe, wie zum Beispiel Blutfette, Blutgerinnsel, Bindegewebe und Kalk, in den Gefäßwänden ab. Das führt zur Verhärtung und ebenfalls zur Verengung der Arterien. Die Ablagerungen werden als Plaques bezeichnet. Erhöhter Blutdruck sowie erhöhte Blutfettwerte, Rauchen und Diabetes mellitus begünstigen die Entwicklung. Die Folge ist, dass das Blut nicht mehr ungehindert fließen kann. Somit ist es dem Körper mit der Zeit nicht mehr möglich, den Organen, Muskeln und Geweben ausreichend Blut zur Verfügung zu stellen. Es kommt zur Unterversorgung und im schlimmsten Fall zum Absterben der Zellen des Gewebes. Eine weitere Konsequenz kann auch die Bildung eines Thrombus (Pfropf aus Blutplättchen) sein, der einen Infarkt auslösen kann. Auch die Bildung eines Aneurysmas (Aussackung eines Blutgefäßes) ist möglich, wenn die Gefäßwände durch die Arteriosklerose zu geschwächt sind. Diabetes mellitus begünstigt eine Arteriosklerose enorm.  

Infektionen 

Infektionen sind in jedem Lebensalter möglich. Wahrscheinlich weit unterschätzt ist die Möglichkeit, eine Sepsis – im Volksmund meist Blutvergiftung genannt – als aggressivste Form einer Infektion zu verhindern. Der Begriff Sepsis stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet Fäulnis. Hervorgerufen werden kann sie durch Bakterien, wie zum Beispiel Meningokokken, die eine Gehirnhautentzündung verursachen, Viren oder Pilze, die in den Blutkreislauf eindringen, sich dort massiv vermehren und dabei Organe unwiederbringlich schädigen.  

In den letzten Jahren werden immer mehr Infektionen mit teilweise antibiotikaresistenten Krankenhauskeimen, wie beispielsweise den MRSA-Keimen (multiresistenter Staphylokokkus Aureus – eine gefährliche Bakterienart) festgestellt. Hier besteht die Gefahr, dass Antibiotika bei diesen Keimen nicht mehr wirken.  

Gründe für eine Infektion oder auch Sepsis können zum Beispiel eine Lungenentzündung, vereiterte Zähne, harmlose Wunden oder eine Harnwegsinfektion sein. Als Folge dieser Invasion durch die Erreger kann das gesamte Immunsystem gestört werden und einzelne oder mehrere Organe komplett versagen. Dieses wird dann als septischer Schock bezeichnet. Dabei kann lediglich ca. die Hälfte dieser Patient:innen gerettet werden. 

Leider werden Blutvergiftungen oftmals nicht oder nicht schnell genug erkannt. Im ambulanten Bereich ist die Diagnose im Gegensatz zum klinischen Bereich schwieriger. Wenn ein:e Patient:in den Verdacht einer Infektion aufweist und gleichzeitig eine erhöhte Atem- und Pulsfrequenz, einen Blutdruck von unter 100 Millimeter-Quecksilbersäule, fiebrige Temperaturen von über 38 Grad sowie eine neue Verwirrtheit zeigt, kann das auf eine Sepsis hinweisen.  

In der Klinik fallen allein schon durch die Blutabnahme unter anderem sehr hohe Entzündungswerte auf. Dann gilt es, möglichst schnell den „Verursacher“ herauszufinden, damit man zügig zielgerichtet gegen den Erreger vorgehen kann. Wichtig ist auch die Versorgung mit Flüssigkeit, um die Organe möglichst lange funktionsfähig zu erhalten.  

Doch bis zur Analyse des Erregers versucht der Körper bzw. das Immunsystem, sich gegen die Übermacht des Erregers zu wehren – die Blutgefäße werden weitgestellt, um alle Organe mit Blut und Sauerstoff zu versorgen. Daher ist möglichst schnelles und umsichtiges Handeln angesagt. 

Tumorerkrankungen 

Patient:innen mit Knochenkrebs müssen sich ggf. einer Amputation unterziehen, um der Verbreitung der Krebszellen Einhalt zu gebieten und weitere Schäden zu verhindern. Meistens werden Oberschenkel, Unterschenkel oder Oberarme amputiert. Allerdings ist die Rate der Amputationen in der Tumorbehandlung wesentlich zurückgegangen. Von knapp 40 % in den Jahren 1980 bis 1985 sank die Quote laut Angaben des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München auf etwa 10 % aller Tumorerkrankungen der Knochen und des Weichteilgewebes! Das Ziel ist die weitgehende Erhaltung der Extremitäten.  

Gründe für eine Amputation können sein, dass bei den zu amputierenden Tumoren wesentliche Nerven betroffen sind oder die Weichteile nicht genügend gedeckt werden können. Auch ein sinnvoller Funktionserhalt kann eine Indikation für eine Amputation bilden. Bei Infektionen von Tumorprothesen sind die Ärztinnen oder Ärzte manchmal ebenfalls gezwungen, die Extremität zu amputieren. 

Allerdings sind nach Angaben der LMU München viele Amputationen eine Folge davon, dass vorhergehende Operationen zum Erhalt der Extremitäten gescheitert sind. Dabei kann dem:der Patienten:in heute durch eine moderne und gut angepasste Prothese der unteren Extremität die Mobilität oft weitgehend wieder ermöglicht werden. 

Verletzungen, Sport- und Verkehrsunfälle 

Amputationen werden auch infolge von (traumatischen) Unfällen, wie zum Beispiel Sport-, Arbeits- oder Verkehrsunfällen, vorgenommen. Hier hängt es oftmals davon ab, ob aufgrund der extrem schweren Verletzungen oder irreparablen Situationen im Behandlungsverlauf eine Heilung zu erwarten ist. So ist es beispielsweise nach Arbeitsunfällen in der Landwirtschaft unter Umständen nicht mehr möglich, durchtrennte Gefäße und Nerven wieder miteinander zu verbinden. Auch dann kann eine Amputation in Erwägung gezogen werden. Das Erleben eines schweren Unfalls kann zur psychischen Belastung werden. Hier erfährst Du, wie Du damit umgehen kannst und wo Du Hilfe findest. 

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