Nach einer Amputation können Schmerzen auftreten. Dabei werden zwei Arten von Amputationsschmerzen unterschieden:

  • Stumpfschmerz
  • Phantomschmerz

Stumpfschmerzen

Als Stumpfschmerz bezeichnet man nach Amputationen einen lokalen Schmerz im Stumpfbereich. In der Fachsprache wird er auch als Nozizeptorenschmerz bezeichnet. Dieser kann akut oder chronisch verlaufen. Der akute Schmerz ist stets ein Warnsignal für eine körperliche Störung. Von chronischen Schmerzen spricht man, wenn diese länger als sechs Monate andauern oder immer wiederkehren. Chronische Schmerzen haben ihre ursprüngliche, warnende Funktion verloren.

Ursachen

Die Ursache findet sich unmittelbar im betroffenen Gebiet. Zugrunde liegen können u. a.

  • Neurome (gutartige Nervenknoten an der Stelle eines durchtrennten Nervs)
  • Knocheninfekt
  • Weichteilinfekt
  • nekrotisches Muskelareal
  • Narbenverwachsungen
  • nicht genügend abgerundete Knochenkante
  • Verschleiß angrenzender Gelenke
  • Durchblutungsstörungen
  • venöse Stauungen
  • Gefäßerweiterungen
  • schlechte Weichteildeckung, Weichteilüberhang
  • Verwachsungen von Haut und Knochen
  • warzenförmige Gewebevergrößerungen oder andere Hautveränderungen
  • Druckstellen durch schlechtsitzende Prothesen

Therapie

Stumpfschmerzen sollten zunächst durch intensive Untersuchungen diagnostisch abgeklärt werden, um sie entsprechend behandeln zu können. Sollte eine Prothesenkorrektur oder lokale Maßnahmen nicht ausreichen, ist auch an eine operative Stumpfkorrektur zu denken.

Phantomschmerzen

Als Phantomschmerz bezeichnet man die Projektion von Schmerz in ein nicht mehr vorhandenes Körperteil, welches noch als vorhanden wahrgenommen wird. Eine Studie zeigt: 74,5 % der befragten Teilnehmer mit einer Amputation waren nach einer Amputation von Phantomschmerzen betroffen. Der Schmerz wurde beschrieben als:

  • Stechen (23,4 %)
  • Elektrisieren (21 %)
  • Krämpfe (15,3 %)
  • Brennen (13,6 %)

Ursachen

Die Ursache von Phantomschmerzen ist bis heute nicht endgültig geklärt. Man weiß aber: Der Phantomschmerz tritt umso häufiger auf, je länger die Anwender:innen schon vor der durchgeführten Operation Schmerzen hatten. Dies bezeichnet man als Schmerzgedächtnis. Gibt es dagegen vor der Operation ein gutes Schmerzmanagement oder erfolgen bestimmte Operationstechniken unter Vollnarkose, wird der Phantomschmerz seltener festgestellt. Man weiß auch, dass Phantomschmerz bei vielen Betroffenen zu unterschiedlichen Zeiten auftritt. Beeinflussende Faktoren sind beispielsweise emotionaler Stress, Wetterveränderungen, Kältereize oder mechanische Irritationen. Tritt der Phantomschmerz allerdings nach einer schmerzfreien Zeitspanne auf, muss immer abgeklärt werden, ob andere Erkrankungen zugrunde liegen, wie z.B. ein Bandscheibenvorfall, der in die betroffene Extremität ausstrahlt. Kinder leiden seltener unter Phantomschmerzen.

Vorsorge und Therapie

Die beste Vorsorge ist eine fachgerecht durchgeführte Operation sowie ein frühzeitiges, konsequentes Schmerzmanagement. Die Therapie richtet sich nach Intensität und Dauer. So werden zur Behandlung von Schmerzattacken Medikamente eingesetzt. Die Palette reicht von herkömmlichen Schmerzmitteln, Psychopharmaka, Antidepressiva bis hin zu Opiaten und verwandten Medikamenten. Ein bekanntes Phänomen: Phantomschmerzen können durch das Benutzen einer gut passenden Prothese reduziert werden. Für die betroffenen Anwender:innen sind daher Einrichtungen zu bevorzugen, die über hinreichendes Know-how bezüglich Rehabilitation, Orthopädietechnik und Schmerztherapie verfügen. Weitere Therapiemaßnahmen, für die jedoch nicht immer ein wissenschaftlicher Wirkungsnachweis besteht, sind beispielsweise:

  • Akupunktur
  • Bäder für den Stumpf (warm)
  • Biofeedback
  • Hypnose
  • Massagen
  • Psychotherapeutische Behandlung
  • Thermo- und Elektrotherapie
  • Triggerpunkt-Behandlungen
  • Spiegeltherapie
  • Ultraschall
  • Elektrische Nervenstimulation über die Haut mit TENS-Geräten
  • Entspannungstechniken (autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Meditation)

Össur Relax-Liner können ebenfalls Phantomschmerzen lindern.

Phantomsensation

Phantomsensationen sind von Phantomschmerzen zu unterscheiden. Dabei handelt es sich um real erlebte, nicht schmerzhafte Empfindungen im amputierten Körperteil. Sie treten nach Amputationen fast regelmäßig bei 50 bis 90 % der Betroffenen auf. Je nach Alter können sich die Empfindungen unterschiedlich auswirken, wobei Sie häufiger im höheren Lebensalter auftreten. Neben Stellungs- und Lageempfindung sowie Kribbelgefühlen (kinästhetische Phantomempfindungen) werden auch Druck- und Kältegefühl (kinetische, d. h. bewegende) - Phantomempfindungen beschrieben. Diese sind auf das zentrale Körperschema im Gehirn zurückzuführen.

 

Therapie

Eine Therapie von Phantomsensationen ist in der Regel nicht erforderlich. Die Anwender:innen sind jedoch gut über das Phänomen aufzuklären.

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