Össur hilft amputierten Opfern des Ukrainekrieges
Össur hilft amputierten Opfern des Ukrainekrieges
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine dauert nun schon über drei Jahre an und forderte bereits unzählige getötete und verletzte Opfer. Darunter sind laut dem ukrainischen Gesundheitsminister Wiktor Ljaschko mindestens 100.000 ukrainische Soldat:innen und Zivilist:innen, die nach Verletzungen durch Minenexplosionen oder Artilleriebeschuss Gliedmaßen verloren haben. Die betroffenen Patient:innen benötigen eine prothetische Versorgung und eine langfristige Rehabilitation.
Die Ukraine ist auf diese extremen Herausforderungen überhaupt nicht vorbereitet, überall fehlen finanzielle Mittel, Prothesen, weitere Ausrüstung und fachlich ausgebildetes Personal. Das isländische Unternehmen Össur nutzt seine Expertise als führender Anbieter für Mobilitätslösungen, um den Verletzten in der Ukraine auf allen Ebenen zu helfen – durch gezielte Aus- und Weiterbildung von ukrainischen Fachkräften für Prothetik und Rehabilitation sowie durch umfangreiche Geld- und Sachspenden.
Engagiert seit Beginn des Krieges
Das isländische Unternehmen Össur ist nicht nur Vorreiter in der Entwicklung herausragender orthopädietechnischer Lösungen, es setzt sich auch vorbildlich für die Belange behinderter und sozial benachteiligter Menschen ein, unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Verband der Amputiertenverbände (IC2A), der Richard Whitehead Foundation und der Challenged Athletes Foundation, sowie weiteren Stiftungen. Seit dem Kriegsausbruch ist Össur auch in der Ukraine engagiert, um die dortige medizinische Versorgung der amputierten Menschen deutlich zu verbessern.
Zur moralischen Unterstützung hat sich das Unternehmen, ebenso wie einige andere Hersteller, direkt nach Beginn der Angriffe im Februar 2022 komplett aus dem russischen Markt zurückgezogen. Für die vielen Verletzten, denen häufig Füße, Unterschenkel oder Beine und manchmal auch obere Extremitäten amputiert werden müssen, steht natürlich ganz praktische Hilfe im Fokus. Zu diesem Zweck spendet Össur Prothesen und schult gemeinsam mit verschiedenen NGOs ukrainische Orthopädietechniker:innen und Gesundheitsdienstleistende für eine nachhaltige Rehabilitation.
Össurs Präsident und CEO Sveinn Sölvason machte sich bei einem Besuch in der Ukraine ein Bild davon, wie Spezialist:innen aus den Bereichen Prothetik, Physiotherapie und Ergotherapie dort zusammenarbeiten. Dabei beeindruckten ihn besonders die Entschlossenheit und der Kampfgeist sowohl der Patient:innen, die sich trotz ihres Gliedmaßenverlusts wieder ein normales Leben zurückerobern wollen, als auch des medizinischen Personals, das in Anbetracht des Fehlens von Zeit, Geld und Fachkräften alles Menschenmögliche versucht, um den vielen Betroffenen optimal zu helfen.
Im Mittelpunkt steht Hilfe zur Selbsthilfe
Össur engagiert sich vorrangig in der multidisziplinären Fachkräfteausbildung für die Erstversorgung der Amputierten vor Ort und kooperiert dabei mit den gemeinnützigen Organisation Protez Hub Foundation aus der Ukraine und ProsthetiKa aus den USA. Protez Hub ist ein internationales Team aus den Bereichen Prothetik, Administration und Logistik, das sich für die Entwicklung der Prothesenindustrie in der Ukraine einsetzt. ProsthetiKa engagiert sich in verschiedenen Projekten für Menschen in Entwicklungsländern, die Prothesen und orthopädische Schienen benötigen. Beide Organisationen sind bereits seit 2014 in der Ukraine tätig und dort sehr gut vernetzt. Neben fachlichem Know-how stellt Össur diesen Organisationen auch Prothesen sowie Zubehör und Werkzeuge in großem Umfang zur Verfügung.
Bereits im Juni 2022 fand eine erste Produktschulung von Össur in Amsterdam statt. Össurs klinischer Experte Dr. Anton Johannesson (PhD und CPO) vermittelte in der Protec-Klinik den ukrainischen Kolleginnen Oksana Lytvynenko (CPO) aus Kropyvnytskiy und Viktoria Olikh (MD) aus Lviv das nötige Fachwissen über Össur-Technologie und Behandlungsprotokolle für die effektive Versorgung mit den bereitgestellten Produkten. Össur erhielt für sein Engagement einen Zuschuss von 200.000 Euro aus dem Partnerschaftsfonds für nachhaltige Entwicklungsziele (SDG) des isländischen Außenministeriums.
Im Oktober 2022 folgte eine einwöchige interdisziplinäre Schulung neunzehn ukrainischer Mediziner:innen in Köln, die von hochkarätigen internationalen Spezialist:innen auf dem Gebiet der Amputation der unteren Gliedmaßen und der prothetischen Rehabilitation geleitet wurde. „Wir konzentrieren uns darauf, methodisch vorzugehen und unser Wissen an Fachpersonal vor Ort weiterzugeben. Außerdem versorgen wir Patient:innen lokal mit Össur-Produkten und können so zu einer positiven Entwicklung der prothetischen Versorgung in der Ukraine beitragen, was langfristig wiederum zu einer Verbesserung der Lebensqualität von militärischem Personal und unschuldigen Zivilist:innen beiträgt“ so Sveinn Sölvason.
Össur unterstützt Life Bridge Ukraine
Bis Mitte 2024 hat Össur mit Unterstützung des isländischen Außenministeriums und der ukrainischen Botschaft sein Engagement in der Ukraine insbesondere in Lwiw, Dnipro und Kiew ausgebaut – hauptsächlich durch die Spende von Prothesen, Unterstützung bei der Rehabilitation verwundeter ukrainischer Soldat:innen und die Ausbildung ukrainischer Mediziner:innen und Trainees. Besondere Bedeutung kommt dabei der Berliner Initiative Life Bridge Ukraine zu. Die Steuerberaterin Dr. Janine von Wolfersdorff rief dieses spendenfinanzierte Projekt im Juni 2023 ins Leben, um den Aufbau und Betrieb eines großen kommunalen Prothetikzentrums in Kiew zu ermöglichen.
Das gemeinsam mit der Stadt Berlin und der Stadtverwaltung Kiew realisierte Bauvorhaben soll noch in diesem Jahr fertiggestellt werden, ein weiteres Prothetikzentrum in Odessa ist in Planung. Bis zur Aufnahme des Betriebs im neuen Prothetikzentrum in Kiew organisiert Life Bridge Ukraine mit Unterstützung mehrerer Sanitätshäuser die Behandlung amputierter Kriegsopfer in Berlin. Auch die Schulungen finden in Berlin in den Orthopädiewerkstätten der Sanitätshäuser oder alternativ online statt. Össur unterstützt dieses Projekt mit erheblichen Sach- und Geldspenden sowie mit seinem Netzwerk, Online-Kursen und durch die themenbezogenen Schulungen in Berlin. In Summe hat Össur so bisher etwa einen mittleren fünfstelligen Betrag an Life Bridge Ukraine gespendet.