Ergotherapie nach Schlaganfall


Bei einem Schlaganfall werden Teile des Gehirns aufgrund eines Blutgerinnsels oder einer Hirnblutung nicht mehr ausreichend durchblutet. Halbseitige Lähmungserscheinung und unvollständige Lähmungen (Paresen) der Arme und Beine gehören zu den häufigsten Symptomen. Über 50 % der Schlaganfallpatientinnen und -patienten haben motorische Ausfälle der Extremitäten, davon über 33 % mit mittelschweren oder schweren Funktionseinschränkungen. Rund 20 % benötigen geringe bzw. große Unterstützung und ebenfalls rund 20 % sind in der Fortbewegung vollständig abhängig.

Warum ist Ergotherapie nach einem Schlaganfall sinnvoll und erforderlich?

Schon im Krankenhaus wird nach einem Schlaganfall je nach den Voraussetzungen mit ergotherapeutischen Maßnahmen begonnen, denn je früher die beeinträchtigten geistigen und körperlichen Fähigkeiten wieder trainiert und reaktiviert werden, desto höher die Chance, verloren gegangene Fähigkeiten wiederzuerlangen.

Warum ist Ergotherapie nach einem Schlaganfall wichtig?

Die Ergotherapie unterstützt Menschen insbesondere bei neurologischen und chronischen Erkrankungen, wie Parkinson, Demenz, Alzheimer, Schlaganfall, Hirnblutung, Multiple Sklerose, ALS, Rheuma oder Arthrose. Die Ergotherapie wird bei motorisch-funktionellen, sensomotorisch-perzeptiven, neuropsychologischen und/oder psychosozialen Störungen ärztlich verordnet. Ergotherapie wird stationär in Kliniken und ambulant in freien Praxen angeboten. Es gibt Einzel- und Gruppentherapien.

In der Ergotherapie geht es um die Wiederherstellung, Verbesserung oder Erhaltung von verloren gegangenen körperlichen und geistigen Fähigkeiten, aber auch um die soziale und emotionale Verfassung. Ziel ist es, wieder selbständig und unabhängig zu leben, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben und sich selbst versorgen zu können.

So hat die Ergotherapie nicht die Aufgabe, eine einzelne Fähigkeit, zum Beispiel das Gehen, zu unterstützen. Die Ergotherapie ist eine ganzheitliche Herangehensweise, mit dem Ziel, wieder handlungsfähig zu werden.

Auch wenn der Begriff „érgon“ Werk oder Arbeit bedeutet, zielt die Ergotherapie nicht ausschließlich darauf ab, dass Menschen wieder arbeits- und berufsfähig werden. Ergotherapie richtet sich an Menschen jeden Alters, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt sind. 

Schlaganfall – was wird in der Ergotherapie gemacht?

Das Hauptziel der Ergotherapie nach einem Schlaganfall ist, die Selbstständigkeit wieder herzustellen. Ergotherapie bei einem Schlaganfall umfasst sehr viele verschiedene Unterstützungsmaßnahmen, die bei Bedarf dauerhaft wahrgenommen werden können und sollen. Die ergotherapeutische Rehabilitation kann je nach Schwere der Schlaganfallfolgen ein langwieriger Prozess sein, indem nur schrittweise Erfolge zu verzeichnen sind. Aber nichts zu tun, ist kontraproduktiv.

Jede ergotherapeutische Maßnahme wird individuell an die Einschränkungen, Fähigkeiten und Ziele der Schlaganfall-Patientin bzw. des Schlaganfall-Patientin angepasst. Die Ergotherapie umfasst zum Beispiel:

  • Training von Bewegung, Bewegungsabläufen und Gleichgewicht, Techniken zur Wiederherstellung der Motorik (z.B. bei Lähmungen der Arme und Beine)
  • Wahrnehmungsübungen
  • Training des Tastsinns bei sensiblen Störungen
  • Alltagsfähigkeiten (Körperpflege, Ankleiden, Essen zubereiten, Tagesstruktur, Terminverwaltung, Haushaltstätigkeiten etc.)
  • Gedächtnis-, Konzentrations- und Orientierungstraining
  • Kommunikationsfähigkeiten (Sprechen, Telefonieren etc.)
  • Training von Fertigkeiten für Beruf oder Freizeit
  • Training von handwerklichen und manuellen Fähigkeiten
  • Beratung über Hilfsangebote und Selbsthilfegruppen
  • Beratung zur Umgestaltung des Wohnumfeldes (Badezimmer, Treppen, Unfallquellen etc.)
  • Schulung im Umgang mit Hilfsmitteln (Gehhilfe, Exoskelett, Orthese, Rollator, Rollstuhl, Trainingsgeräte)
  • Beratung und Anleitung von Verwandten und Pflegenden

Ergotherapeutische Praxen gibt es in jeder Stadt oder Region. Die betreuende Ärztin bzw. betreuende der Arzt sowie die Rehaklinik helfen, die passende ergotherapeutische Betreuung zu finden.

Hilfsmittel für eine Fußheberschwäche nach einem Schlaganfall

Es gibt zahlreiche orthopädische Hilfsmittel, die zur Unterstützung nach einem Schlaganfall empfohlen und ärztlich verordnet werden. Erfahre hier mehr darüber, wie zum Beispiel eine Fußheberorthese bei Fußheberschwäche infolge eines Schlaganfalls helfen kann, wieder besser zu gehen.


DEGAM Leitlinie-S3: Schlaganfall