Knie-OP bei Arthrose – pro und contra


Knorpelschäden und Meniskusrisse verursachten bei Lambert eine längere Leidensgeschichte. Eine Mikrofrakturierung, die den Gelenkverschleiß verlangsamen sollte, brachte nicht den gewünschten Erfolg. Eine Knie-OP will der aktive Golf-Spieler aber so lange wie möglich hinauszögern. Dies ist auch das Ziel von Klaus, der ebenfalls trotz starker Arthrose-Beschwerden zunächst alle konservativen Möglichkeiten ausschöpfen möchte.

Mit „konservativ“ sind alle nicht-operativen Arthrose-Behandlungen gemeint. Dazu gehören zum Beispiel Physiotherapie, spezifische Knieübungen, Kraft- und Bewegungstraining, Wassergymnastik, Akupunktur, Massage, physikalische Therapie, Rehasport, Stoßwellentherapie usw. und medikamentöse Maßnahmen (Schmerzmittel, Injektionen usw.). Idealerweise besteht die Arthrose-Therapie aus einer Kombination von Behandlungsmöglichkeiten, die die Ärztin bzw. der Arzt individuell empfiehlt.

Zu den konservativen Maßnahmen zählen auch orthopädische Hilfsmittel, wie Schuheinlagen, orthopädische Schuhe, Bandagen und Knie-Orthesen. Orthopädische Hilfsmittel können die Kniegelenke entlasten, Schmerzen lindern und die Gelenkfunktionen verbessern. Ein wesentlicher Punkt ist, dass man durch diese Verbesserung wieder aktiver sein kann. Und Bewegung wiederum hilft, aufgrund der Muskelkräftigung und besseren Knorpelversorgung den Gelenkverschleiß hinauszuzögern.

Doch Lambert und Klaus sind sich auch darüber im Klaren, dass sie sich langfristig mit dem Thema künstliches Kniegelenk auseinandersetzen müssen, da Arthrose nicht heilbar ist. Welche Optionen gibt es und welche Vor- und Nachteile sind zu berücksichtigen? Diese Fragen stellen sich nicht nur Lambert und Klaus.
Hier findest Du ein paar Antworten zum Thema, ob eine Knie-OP bei Arthrose sinnvoll ist.

OP bei Arthrose im Knie

Was bedeutet eigentlich Knie-OP?

Wenn von einer Knie-Operation die Rede ist, ist in der Regel eine Kniegelenkersatzoperation gemeint. Ein künstliches Gelenk soll die natürliche Knieform und Funktion nachahmen. Durch einen chirurgischen Eingriff wird das von Verschleiß betroffene Kniegelenk teilweise durch eine Teilgelenkersatzprothese oder vollständig durch eine Totalendoprothese (TEP) ersetzt.

Eine Totalendoprothese besteht aus einer Oberschenkel- und einer Unterschenkel-Komponente. Eine Gleitfläche übernimmt die Funktion des Gelenkknorpels und sorgt für ein reibungsfreies Zusammenspiel der Bestandteile. Eine Teilprothese (Schlittenprothese) ist ein kleinerer Eingriff. Hierbei wird nur der beschädigte Anteil des Kniegelenks durch ein Implantat ersetzt.

Der Kniegelenkersatz (auch Endoprothese von „endo“ = innen) wird aus gewebeverträglichen Metallkomponenten (chirurgischer Stahl, Titan, Kobalt, Chrom), Keramik und speziellen Kunststoffen (z.B. Polyethylen) hergestellt. Je nach Zustand des Gelenks wird die Knieprothese durch Zement oder Schrauben im Knochen verankert. Ein Kunstgelenk ist schwerer als das natürliche Gelenk.

Vorteile einer Knie-OP
Nachteile einer Knie-OP
  • Schmerzlinderung / Schmerzfreiheit
  • Beschwerdefreiheit
  • Beweglichkeit
  • Belastbarkeit
  • Verbesserung der Kniegelenkfunktionen
  • Stabilität
  • Rückkehr zur Mobilität
  • Sport, Bewegung, Alltagsaktivitäten sind wieder möglich
  • Verbesserung der Lebensqualität
  • Teilhabe am sozialen Leben
  • Die Kniegelenkersatz-OP gehört zu den erfolgreichsten und häufigsten Operationsverfahren
  • Generelle OP-Risiken: Komplikationen, Entzündungen, Nachblutungen, Thrombosen, Nervenverletzungen, Verträglichkeit der Narkose
  • Spezifischen Komplikationen einer Knie-OP: Lockerung des Implantats, instabiles Knie, steifes Knie, Fremdkörper wird nicht angenommen
  • Nachoperation aufgrund von Komplikation
  • Langwieriger Prozess
  • Verbesserungen erst nach Monaten oder Jahren
  • Keine Verbesserung hinsichtlich der Schmerzen und Einschränkung der Beweglichkeit
  • Erwartungen werden nicht erfüllt
  • Begrenzte Lebensdauer der Knieprothese von ca. 10 bis 15 Jahren, danach erneute Operation für den Austausch einer Knieprothese  
  • Dauerhaftes Knietraining, Physiotherapie, angemessenes Verhalten erforderlich
  • Langer Zeitraum, bis „Normalität“ einkehrt und man nicht mehr an die Knieprothese denkt („forgotten knee“)
  • Risikofaktoren wie starkes Übergewicht, Begleiterkrankungen (Gicht, Diabetes, Rheuma), neurologische Erkrankungen, ein schlechter körperlicher Ausgangszustand (Beweglichkeit und Funktion) sprechen gegen eine OP
  • Ein künstliches Gelenk ist weniger belastbar als ein gesundes natürliches Gelenk
Vorteile einer Knie-OP
Nachteile einer Knie-OP
  • Schmerzlinderung / Schmerzfreiheit
  • Beschwerdefreiheit
  • Beweglichkeit
  • Belastbarkeit
  • Verbesserung der Kniegelenkfunktionen
  • Stabilität
  • Rückkehr zur Mobilität
  • Sport, Bewegung, Alltagsaktivitäten sind wieder möglich
  • Verbesserung der Lebensqualität
  • Teilhabe am sozialen Leben
  • Die Kniegelenkersatz-OP gehört zu den erfolgreichsten und häufigsten Operationsverfahren
  • Generelle OP-Risiken: Komplikationen, Entzündungen, Nachblutungen, Thrombosen, Nervenverletzungen, Verträglichkeit der Narkose
  • Spezifischen Komplikationen einer Knie-OP: Lockerung des Implantats, instabiles Knie, steifes Knie, Fremdkörper wird nicht angenommen
  • Nachoperation aufgrund von Komplikation
  • Langwieriger Prozess
  • Verbesserungen erst nach Monaten oder Jahren
  • Keine Verbesserung hinsichtlich der Schmerzen und Einschränkung der Beweglichkeit
  • Erwartungen werden nicht erfüllt
  • Begrenzte Lebensdauer der Knieprothese von ca. 10 bis 15 Jahren, danach erneute Operation für den Austausch einer Knieprothese  
  • Dauerhaftes Knietraining, Physiotherapie, angemessenes Verhalten erforderlich
  • Langer Zeitraum, bis „Normalität“ einkehrt und man nicht mehr an die Knieprothese denkt („forgotten knee“)
  • Risikofaktoren wie starkes Übergewicht, Begleiterkrankungen (Gicht, Diabetes, Rheuma), neurologische Erkrankungen, ein schlechter körperlicher Ausgangszustand (Beweglichkeit und Funktion) sprechen gegen eine OP
  • Ein künstliches Gelenk ist weniger belastbar als ein gesundes natürliches Gelenk

Wann ist eine Knie-OP bei Arthrose sinnvoll?

Eine Knieprothese sollte bei Arthrose immer die letzte Option der Behandlung sein. Wenn konservative und medikamentöse Behandlungsoptionen über einen längeren Zeitraum nicht helfen, die Schmerzen zu lindern und die Einschränkungen zu reduzieren, kommt eine Knie-OP in Frage.

Kniearthrose operieren – was kann zur Entscheidungsfindung beitragen?

  • Ausführlich informieren
  • Mit Betroffenen sprechen, die die gleiche Erfahrung haben
  • Mit der Familie das Für und Wider diskutieren
  • Eine Zweitmeinung einholen
  • Frage Dich selbst, welche Erwartungen Du hast und wie hoch Dein Leidensdruck ist

Als Entscheidungshilfe dient die S2k-Leitlinie „Indikation Knieendoprothese“ der orthopädisch-unfallchirurgischen Fachgesellschaften DGOU, DGU, DGOOC1. Die Leitlinie ist eine wissenschaftliche Empfehlung. Gemäß der Leitlinie sollte der Implantation eines Kniegelenkersatzes in der Regel eine konservative Therapie von drei bis sechs Monaten vorausgehen. Die Leitlinie soll aufklären, ersetzt aber keine ärztliche Beratung.

Die Leitlinie nennt als Kriterien für eine Knie-OP:

  • Dauerhafte oder häufige Schmerzen bei Belastung über mindestens 3 bis 6 Monaten
  • Die Schädigung des Kniegelenks muss im Röntgenbild eindeutig sichtbar sein
  • Medikamente und nicht-medikamentöse Maßnahmen über 3 bis 6 Monate lindern den Schmerz nicht ausreichend
  • Die Schmerzen schränken den Alltag und die Lebensqualität stark ein
  • Hoher Leidensdruck
  • Die Kniefunktion ist dauerhaft gestört und die Beweglichkeit ist eingeschränkt

Entscheiden müssen aber die Betroffenen selbst, ob und wann eine Kniegelenkersatz-OP das Richtige ist. Deshalb ist es wichtig, die Vorteile und Risiken einer Knie-OP abzuwägen und bei Bedarf eine Zweimeinung einzuholen.

Zweitmeinung bei Einsatz einer Knie-Endoprothese

Untersuchungen2 zeigen, dass bei der Behandlung der Kniearthrose die konservativen Maßnahmen nicht ausreichend in Anspruch genommen werden und in Deutschland zu schnell operiert wird. So heißt es im Versorgungsreport Knieschmerzen/Gonarthrose der DAK, dass vor einer Arthrose-Knieoperation nicht alle fachärztlichen oder physiotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft würden. Fast die Hälfte der Betroffenen erhielt in den fünf Jahren vor ihrem Knieersatz keine Physiotherapie. Laut der Untersuchung gibt es einen Mangel an konservativen, nicht-medikamentösen Therapieoptionen bei einem fortgeschrittenen Stadium der Gonarthrose.

Deshalb ist die Beratung und bei Bedarf auch ein Zweitmeinung besonders wichtig. Denn letztendlich entscheiden die Betroffenen selbst, ob sie sich bei Arthrose operieren lassen. Nicht der Befund, das Röntgenbild oder der Arthrosegrad sind entscheidend, sondern der Leidensdruck und der Wille zur Operation. Es gibt keinen idealen Zeitpunkt nach dem Motto „Wenn ich Kniearthrose Grad 4 habe, muss ich operiert werden.“

Es gibt einen Anspruch auf eine kostenlose qualifizierte ärztliche Zweitmeinung. Dazu informiert die Kassenärztliche Bundesvereinigung: „Gesetzlich versicherte Patientinnen und Patienten haben einen Rechtsanspruch, vor bestimmten planbaren Operationen eine unabhängige ärztliche Zweitmeinung einzuholen.“ Wenn man sich unsicher ist, soll eine Zweitmeinung als neutrale ärztliche Meinung und Beratung abgegeben werden, ob die empfohlene Operation medizinisch notwendig ist.

 

Was kann ich von einer Arthrose-OP erwarten?

Schmerzfreier, beweglicher, aktiver, gesünder … darauf hofft man nach Knie-OP. Allerdings darf man von einem „neuen Knie“ keine Wunder erwarten. Eine Garantie auf komplette Beschwerdefreiheit gibt es nicht. Nicht zuletzt muss man nach der Knie-OP selbst etwas für eine Verbesserung tun. Denn auch mit einem künstlichen Kniegelenk gilt: Bewegung ist das A und O. Der Kniegelenkersatz kann zu neuer Lebensqualität verhelfen, aber nur, wenn das künstliche Gelenk regelmäßig bewegt wird.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik sind viele Patientinnen und Patienten mit ihrer Knie-Prothese aufgrund von Bewegungseinschränkungen, Schmerzen oder auch Komplikationen wie Lockerungen und Infektionen nicht zufrieden. Ursache könnten auch die zu hohen Erwartungen sein. Ein Implantat kann den natürlichen Knochen und die natürlichen Bewegungen des Knies nie ersetzen.

Man muss sich also fragen: Was musste ich aufgrund der Kniearthrose aufgeben und was möchte ich wieder tun? Radfahren, Spazierengehen, Sport, Gymnastik, Alltagsaktivitäten wie Einkaufen und Gartenarbeit, mit den Enkeln spielen, einfach schmerzfrei die Treppe rauf und runtergehen? Oder sogar mehr, wie ausgedehnte Wanderungen und ausdauerndes Walken? Oder den Gesamtzustand verbessern? Denn die Schmerzen können aufgrund von Fehlhaltungen und Schonhaltungen Folgen für den ganzen Körper haben und zum Beispiel zu Problemen in Hüfte, Wirbelsäule oder Nacken führen.

Hierbei stellt sich auch die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt. Eine Knie-Operation bei Arthrose sollte weder zu früh noch zu spät erfolgen. Wird zu früh operiert, ist eine zweite Operation aufgrund der begrenzen Lebensdauer der Knieprothese wahrscheinlich. Wird zu spät operiert, können Gelenkfunktionen und Muskulatur bereits so eingeschränkt sein, dass eine Genesung schwierig ist. Auch ein bleibendes Schmerzgedächtnis kann in diesem Fall Probleme bereiten.

Wie der Verlauf bei einer Arthrose ohne OP ist, lässt sich nicht sagen, da dies vom individuellen Zustand und Verhalten abhängig ist.

Was sind die Alternativen zum künstlichen Kniegelenk?

Neben einem Kniegelenkersatz gibt es auch gelenkerhaltende operative Eingriffe wie die Knorpelbehandlung. Diese ist nur möglich, wenn der Knorpelschaden noch nicht zu gravierend ist. Es kommen verschiedene Methoden in Betracht.

Knorpeltransplantation bei Arthrose im Knie

Die Knochenknorpeltransplantation ist möglich, wenn der Knorpelschaden nur eine kleine Fläche betrifft. Bei der Knochenknorpeltransplantation wird der beschädigte Knorpel entfernt und durch Knorpel ersetzt, der an einer unbelasteten Stelle, zum Beispiel an der Kniekehle, entnommen wird.

Knorpelzelltransplantation

Hierbei werden eigene Knorpelzellen entnommen, in einer Nährlösung vermehrt und an der beschädigten Stelle eingesetzt. Ziel dieser Autologen Chondrozyten-Transplantation (ACT) ist es, den Knorpelschaden zu minimieren und dem Entstehen einer Arthrose vorzubeugen. Mit der Knorpelzelltransplantation können auch größere Knorpeldefekte behandelt werden. Es sind zwei Eingriffe notwendig. Eine Gelenkschädigung kann hierdurch nicht behandelt werden. 

Arthroskopie bei Kniearthrose

Die Spiegelung wurde jahrelang bei Arthrose im Knie angewandt und gehörte zu den häufigsten in Deutschland durchgeführten Eingriffen. Aufgrund zahlreicher Studien, die die Unwirksamkeit belegten, werden die Kosten für arthroskopische Verfahren zur Spülung von Ablagerungen und Knorpelglättung zur Behandlung einer Gonarthrose nur noch in Ausnahmefällen von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.

In der modernen Kniechirurgie wird an maßgefertigten Teil- und Totalprothesen im 3D-Druckverfahren geforscht, die noch besser an die Anatomie angepasst werden können.

 

Orthesen helfen, eine Knie-OP hinauszuzögern

Eine Alternative zu einer Knie-OP ist es, weiterhin auf konservativen Maßnahmen zu setzen. Ein arthrosegerechter Lebenswandel kann helfen. Das heißt: gesundes Gewicht, ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung. Eine entlastende Knieorthese trägt dazu bei, dass sich Arthrose-Betroffene dank der Schmerzlinderung wieder mehr und ausdauernder bewegen.

Dies bestätigt auch Andreas Rößler vom Sanitätshaus Orthopädia: „Je mehr man das Knie unterstützen kann, desto länger kann man eine Kniegelenkersatz-OP hinauszögern.“ Der Orthopädietechniker-Meister empfiehlt allen Arthrose-Betroffenen, sich im Sanitätshaus selbst von der Wirkung einer Knieorthese zu überzeugen.

Eine Orthese, die sich hier bewährt hat, ist die Unloader One® X. Diese entlastet das Kniegelenk, wodurch sich die Anwenderin bzw. der Anwender wieder schmerzfrei bewegen kann. Somit kann die Knieorthese dazu beitragen, den Gelenkverschleiß hinauszuzögern, das Gelenk zu erhalten und eine Knie-OP hinauszuschieben. Unsere Orthesen-Anwender Lambert und Klaus tragen die Unloader One® X Knieorthese und sind froh, dass sie wieder aktiv sein können. Eine Knie-OP ist kein Thema mehr und das künstliche Kniegelenk ist erstmal in die Ferne gerückt.

So empfiehlt auch Timo Papatzimos vom Sanitätshaus Otto Traub den kostenlosen Orthesentest im Sanitätshaus: „Die Tests kommen sehr gut an. 80 % stellen dabei bereits eine Schmerzlinderung fest. Zudem kann man aufzeigen, dass eine Knie-OP und Medikamente nicht immer die erstbeste oder einzige Lösung sind. Die Arthrose-Betroffenen sollten ihre Ärztin bzw. ihren Arzt aktiv auf eine Orthese oder alternative Therapiekonzepte ansprechen.“


  1. Patientenleitlinie der S2k-Leitlinie Indikation Knieendoprothese. S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU), erstellt im Rahmen der Initiative Evidenz und konsensbasierte Indikation Totalendoprothese (EKIT-Knie). Update 2023.
  2. Versorgungsreport Knieschmerzen/Gonarthrose. Wie eine bessere Versorgung Gelenkersatz vermeiden kann. DAK. 2022.