Cannabis – eine Pflanze mit Vergangenheit
Die aktuelle Debatte um die Legalisierung von Cannabis für den persönlichen Konsum ist von einem generellen Misstrauen geprägt. Denn lange Zeit war Cannabis in Deutschland vorwiegend als illegales Rauschmittel bekannt.
Dabei wurde Cannabis bereits Ende des 19. Jahrhunderts zur Behandlung von Krankheitssymptomen eingesetzt: Schmerzen, Spasmen, Asthma, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, aber auch Depressionen. Im Jahr 1964 gelang es erstmals, den Aufbau der Moleküle des wichtigsten Inhaltsstoffes von Cannabis zu bestimmen: (-)-trans-Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC, Dronabinol). Die Entdeckung eines körpereigenen Cannabinoidsystems verhalf schließlich der Pflanze mit den charakteristischen Fächerblättern dazu, klinische Bedeutung zu erlangen.1
Schmerzen ade – Cannabis als modernes Medikament
Medikamente auf Cannabisbasis haben nachweislich eine Vielzahl von therapeutischen Wirkungen. Sie wirken antispastisch und entzündungshemmend, sie lindern Schmerzen, helfen gegen Übelkeit und vermindern Nervenzellenschädigungen. Ihr Einsatz erfolgt daher beispielsweise bei Anorexie, HIV/Aids und chronischen Schmerzen.
In Deutschland ist seit 2011 lediglich ein Cannabisextrakt zugelassen, der THC und CBD (steht für Cannabidiol) im Verhältnis 1:1 enthält. Obwohl zahlreiche kleinere kontrollierte Studien positive Ergebnisse verzeichnen, gibt es aktuell noch keine weltweite Zulassung.2
Cannabis lindert Phantomschmerzen
Die Wirkstoffe aus der Cannabispflanze – Cannabinoide – wirken vor allem bei (chronischen) neuropathischen Schmerzen und Schmerzen bei Multipler Sklerose.
Doch Cannabis kann auch Schmerzen nach einer Amputation reduzieren – so etwa Phantomschmerzen. Dass ein Betroffener Schmerzen an der Stelle empfinden kann, an der der Körperteil ursprünglich vorhanden war, ist keine Einbildung, sondern auf Nervenprozesse zurückzuführen. Bei der operativen Entfernung des Körperteils werden nämlich auch periphere Nerven durchtrennt. Die für sensorische Nervenimpulse des amputierten Körperteils zuständige Gehirnregion ist aber nach wie vor da und bereit zum Empfang von Sinnesdaten. Das ist auch genau der Grund, warum es zu Phantomschmerzen kommt und schmerzlindernde Medikamente wirksam sein können. Denn die betroffene Hirnregion erhält nach einer Amputation Impulse aus Nachbarregionen.
Wie andere neuropathische Schmerzsyndrome (Nervenschmerzen) spricht auch der Phantomschmerz auf Medikamente an, die die Funktion des Zentralnervensystems beeinflussen.3
Quellennachweise:
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/127598/Das-therapeutische-Potenzial-von-Cannabis-und-Cannabinoiden
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/127598/Das-therapeutische-Potenzial-von-Cannabis-und-Cannabinoiden.
- https://www.schmerzgesellschaft.de/topnavi/patienteninformationen/schmerzerkrankungen/phantomschmerzen