Schlaganfall: Die Behandlung danach


Schnelles Handeln ist das Wichtigste bei einem Schlaganfall. Auch wenn nur der Verdacht auf einen Schlaganfall besteht, sollte man sofort den Notruf 112 anrufen. Denn die ersten Stunden nach einem Schlaganfall sind entscheidend für die möglichen Folgen. Je eher die:der Betroffene behandelt wird, desto besser sind die Chancen, dass es nicht zu dauerhaften neurologischen und körperlichen Beeinträchtigungen kommt.

Was passiert bei einem Schlaganfall?

Ein Schlaganfall ist eine plötzlich („schlagartig") auftretende Störung der Gehirnfunktionen. Typische Kennzeichen sind Sprechstörungen, Sehstörungen und Lähmungserscheinungen. Verursacht werden diese durch eine Durchblutungsstörung im Gehirn oder durch eine Hirnblutung. Wie ein Schlaganfall entsteht, siehst Du in unserem Artikel „Was ist ein Schlaganfall?"

Hier erfährst Du mehr über die Erste-Hilfe-Behandlung, die Akuttherapie und die Behandlungsmöglichkeiten und Therapie nach einem Schlaganfall sowie über die Behandlung nach einem leichten oder stummen Schlaganfall. Außerdem informieren wir Dich darüber, was passieren kann, wenn der Schlaganfall unbehandelt bleibt.

Erste-Hilfe-Behandlung bei einem Schlaganfall

Plötzlich Seh- und Sprechstörungen, Schwindel, Lähmungen und Taubheitsgefühle auf einer Körperseite können Symptome eines Schlaganfalls sein. Wann immer Anzeichen für einen Schlaganfall bestehen, muss sofort gehandelt werden. Auch wenn die Symptome nur vorübergehend sind, unbedingt den Notruf wählen.

 

Sofort handeln und behandeln.

Schritt 1:

Die Notruf-Nummer 112 wählen und die Symptome schildern.

Schritt 2:

FAST-Test machen

Schritt 3:

Erste Hilfe leisten

Schritt 1: Die Notruf-Nummer 112 wählen und die Symptome schildern

  • Bis zum Eintreffen der Rettungskräfte bei der betroffenen Person bleiben.
  • Selbst Ruhe bewahren und die betroffene Person beruhigen.
  • Signalisieren, dass Hilfe unterwegs ist.

Du hast selbst Schlaganfall-Symptome?

Stellt man bei sich selbst Anzeichen fest und ist noch in der Lage zu reagieren, sofort selbst die Notruf-Nummer wählen bzw. Menschen in der Nähe auf den Verdacht eines Schlaganfalls aufmerksam machen. Besser ein Fehl-Alarm zu viel als die Gefahr eines unbehandelten Schlaganfalls!

Schritt 2: FAST-Test machen und Schlaganfall erkennen

Wenn Du Dir nicht sicher bist, ob es sich um einen Schlaganfall handelt, mache den FAST-Test.

Schritt 3: Erste Hilfe bei einem Schlaganfall leisten

Bis die Notärztin / der Notarzt eintrifft, solltest Du folgendermaßen Erste Hilfe leisten:

  • Wenn die betroffene Person bei Bewusstsein ist, den Oberkörper etwas hochlagern.
  • Wenn die betroffene Person bewusstlos ist, diese in eine stabile Seitenlage bringen. In diesem Fall den Oberkörper nicht hochlegen.
  • Bei Bedarf beengende Kleidung lockern.
  • Fenster öffnen.
  • Aufgrund möglicher Schluckstörungen nichts zu trinken, zu essen oder Medikamente geben.
  • Atmung und Puls überwachen.
  • Bei Herz- und Atemstillstand mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen.

Sollte der Notfall draußen passieren, eventuell andere Menschen um Hilfe bitten. Es sollte sich aber niemand über die betroffene Person beugen (Atemnot!).

Akuttherapie nach einem Schlaganfall

Bestätigt sich der Verdacht, wird die Notärztin/der Notarzt das Krankenhaus informieren, um dort idealerweise in einer auf Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten spezialisierte Abteilung (Stroke Unit) sofort die erforderlichen Untersuchungen durchzuführen.

Die Diagnostik basiert auf einer neurologischen Untersuchung mithilfe von CT- oder MRT-Befunden des Kopfes. Hier lässt sich erkennen, ob eine Hirnblutung oder ein Hirninfarkt vorliegt. Zudem erfolgt eine Untersuchung der Funktions- und Leistungsfähigkeit des Herzens sowie eine Blutuntersuchung.

Der Diagnose entsprechend werden dann die Apoplex-Behandlungen – von der Akuttherapie über die frühe Rehabilitation bis hin zu sozialdienstlichen Leistungen – abgeleitet. Es geht zudem darum, das Risiko eines erneuten Schlaganfalls zu minimieren.

Akute Behandlung bei einem Hirninfarkt (Ischämischer Schlaganfall)

Bei einem Hirninfarkt verstopft ein Thrombus (Blutgerinnsel) das Gefäß, durch das das Gehirn mit Blut versorgt wird. Das dahinter liegende Gehirn bekommt nicht genug Sauerstoff. Durch die Minderversorgung können Gehirnzellen absterben.

Das Wichtigste bei einer Hirninfarkt-Behandlung ist, die Durchblutung des betroffenen Gehirnbereichs so schnell wie möglich wiederherzustellen. Dazu gibt es zwei Schlaganfall-Behandlungsmöglichkeiten: Bei der Thrombolyse wird das Blutgerinnsel durch Einbringung eines Medikamentes in das verstopfte Blutgefäß aufgelöst. Bei größeren Blutgerinnseln wird dieses durch einen Katheter operativ entfernt (Thrombektomie).

Nach einem ischämischen Schlaganfall erfolgt zudem in der Regel eine Behandlung durch blutverdünnende Medikamente.

Akute Behandlung bei einer Hirnblutung (Hämorrhagischer Schlaganfall)

Bei einem hämorrhagischen Schlaganfall kommt es zu einer Einblutung in das Gehirngewebe. Dadurch können Nervenzellen zerstört werden. Es gilt, die Blutung so schnell wie möglich zu stoppen, um Schäden durch das austretende Blut zu vermeiden.  

Um das Blut aus der Hirnstruktur zu entfernen und den Druck zu verringern, muss je nach Art und Ort der Blutung möglicherweise am offenen Gehirn operiert werden. 

Behandlung bei einem leichten oder stummen Schlaganfall

Bei einem leichten Schlaganfall sind die Symptome ähnlich wie bei einem schweren Schlaganfall, sie sind aber in der Regel nur vorübergehend. Trotzdem sollte die Patientin / der Patient untersucht und beobachtet werden, da bei einer kurzen Durchblutungsstörung des Gehirns das Risiko eines erneuten und schweren Schlaganfalls besteht.

In der Regel verläuft die Genesung schnell und es bleiben keine Folgeschäden, sodass nach einem leichten Schlaganfall (Mini-Schlaganfall) keine spezielle Behandlung erfolgen muss. Ob sich der Lebensstil ändern sollte, um Schlaganfall-Risikofaktoren (Bluthochdruck, Rauchen, Alkohol, ungesunde Ernährung, Übergewicht, Stress und zu wenig Bewegung) auszuschließen, wird die Ärztin / der Arzt empfehlen.

Stummer Schlaganfall bedeutet, dass keine typischen Symptome verspürt werden oder diese im Schlaf auftauchen. Tritt der Schlaganfall in einem Gehirnbereich auf, der nicht für die Sprache oder die Bewegung „zuständig“ ist, gibt es auch keine typischen Schlaganfall-Anzeichen wie Taubheitsgefühle, Seh- und Sprachstörungen, Schwindel oder starke Kopfschmerzen. Stumme Hirninfarkte können Gedächtnis- oder Gangstörungen zur Folge haben und sind oft Vorboten eines Schlaganfalls. Ein stummer Schlaganfall kann nur im CT/MRT nachgewiesen werden und dementsprechend dann behandelt werden.

Was passiert, wenn ein Schlaganfall unbehandelt bleibt?

Ein unbehandelter Schlaganfall kann tödlich verlaufen oder schwerste Schäden im Gehirn verursachen. Je länger ein Schlaganfall unbehandelt bleibt, desto gravierender sind die Folgen wie dauerhafte Lähmungen, neurologische Ausfallerscheinungen, Sprachschwierigkeiten und Verständnisstörungen. Ein selbstständiges Leben ist nicht mehr möglich und es besteht das Risiko, das die / der Betroffene dauerhaft pflegebedürftig und auf Hilfe und Hilfsmittel wie den Rollstuhl angewiesen ist.

Behandlungsmöglichkeiten und Reha nach einem Schlaganfall

Bereits im Krankenhaus wird mit neurologischen Rehabilitationsmaßnahmen begonnen, damit die möglichen Folgen eines Schlaganfalls minimiert werden können. Ziele sind die Wiederherstellung verlorengegangener Funktionen, eine Anpassung an die Situation und eine Umstellung des Lebensstils. Ab Tag eins beginnt in der Stroke Unit die Früh-Reha entsprechend der Situation der / des Betroffenen.

Der Aufenthalt im Krankenhaus ist in der Regel kurz, sodass im Anschluss die Reha-Maßnahmen übergangslos fortgesetzt werden müssen. Diese können zuhause, in nahgelegenen Therapiepraxen oder in stationären geriatrischen oder neurologischen Reha-Kliniken erfolgen.

Folgende Behandlungsmöglichkeiten gibt es nach einem Hirninfarkt:

  • Logopädie bei Sprech- und Sprachstörungen
  • Ergotherapie zur Wiederherstellung der Eigenständigkeit (Motorik, Gedächtnis- und Konzentrationstraining, Alltagsbewältigung etc.)
  • Physiotherapie/Krankengymnastik bei Lähmungserscheinungen (Bewegungstherapie, Massagen, Wärmetherapie, Elektrostimulation)
  • Neuropsychologie bei kognitiven Störungen
  • Psychotherapie
  • Hilfsmittel-Verordnungen

Welche Hilfsmittel sind für die Schlaganfall-Behandlung geeignet?

Lähmungen auf einer Körperseite (Hemiparese) gehören zu den häufigsten Folgen eines Schlaganfalls. Die Lähmungen an Arm und Bein oder auch im Gesicht können sich vorübergehend oder dauerhaft auswirken. Spezielle Physio- und Ergotherapie bei Schlaganfall, Bewegungstraining sowie eine Gangrehabilitation können dazu beitragen, dass das Gehirn wieder lernt, die Gliedmaßen zu kontrollieren.

Auch orthopädische Hilfsmittel können die Rückkehr zu Bewegung und Aktivitäten und das Gehtraining unterstützen. In der Regel übernehmen die Krankenkassen nach einer ärztlichen Verordnung die Kosten für die Hilfsmittel. Eine gute Anlaufstelle für die Beratung zu orthopädischen Hilfsmitteln ist das Sanitätshaus vor Ort.

Hilfsmittel für die körperliche Rehabilitation nach einem Schlaganfall:

  • Gehhilfe
  • Rollstuhl
  • Rollator
  • Dreirad
  • Liegerad
  • Hilfsmittel mit funktioneller Elektrostimulation (FES). Hierbei ersetzt ein elektrischer Impuls das fehlende Nervensignal.
  • Orthopädische Hilfsmittel/Orthesen
Hilfsmittel nach einem Schlaganfall

Es gibt zahlreiche orthopädische Hilfsmittel, die zur Unterstützung nach einem Schlaganfall empfohlen und ärztlich verordnet werden. Erfahre hier mehr darüber, welche Hilfsmittel – von der Fußheberorthese bis zur restkraftunterstützenden Knieorthese – helfen können, wieder besser und selbständiger zu gehen.
Zum Artikel Hilfsmittel nach einem Schlaganfall

Eine häufige Begleiterkrankung ist die Fußheberschwäche. Das zentrale Nervensystem ist nicht mehr in der Lage, aktivierende Nervenimpulse an die Muskulatur zu senden und der Fuß kann nicht nach oben gezogen werden. Dadurch kommt es zu einem unsicheren Gang und zu Stürzen. Hierfür gibt es spezielle Fußheberorthesen. Mehr dazu in unserem Artikel „Hilfsmittel nach einem Schlaganfall“.

Schlaganfall-Therapie nach dem Krankenhaus

Im Idealfall kommt die / der Betroffene nach Hause und es folgt eine Langzeittherapie mit entsprechenden Rehabilitationsmaßnahmen, Anschlussbehandlungen und einem angepassten Lebensstil.

Ab hier übernimmt die Hausärztin / der Hausarzt die weitere Apoplex-Therapie und die entsprechenden Verordnungen (Rezepte) zum Beispiel für physiotherapeutisches, neurologisches und logopädisches Training für die Rückkehr in die Selbständigkeit. Bei schwerwiegenden Folgen kann eine Übergangspflege oder Langzeitpflege in einer Pflegeeinrichtung erforderlich sein.

Die Expertinnen und Experten im Krankenhaus helfen und informieren über die möglichen Anlauf- und Beratungsstellen für Schlaganfall-Patientinnen und Patienten. Dazu gehören:

  • Stationäre und ambulante Rehabilitationszentren
  • Rehakliniken
  • Geriatrische Rehabilitationseinrichtungen für ältere Patienten
  • Ambulante Pflegedienste
  • Stationäre Pflegeeinrichtungen
  • Therapeutinnen und Therapeuten
  • Beratungsstellen
  • Medizinischer Dienst
  • Krankenkasse
  • Hilfsmittelberatung im Sanitätshaus


Mehr Informationen zum Leben nach dem Schlaganfall.

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