Lebenserwartung nach TIA 


Die besten Chancen für einen Schlaganfall ohne Folgen und damit für eine hohe Lebenserwartung bestehen bei Patientinnen und Patienten, die schnell behandelt werden. Von der sofortigen Behandlung, vom Ausmaß der betroffenen Gehirnregionen, aber auch von vielen weiteren individuellen Faktoren ist die Lebenserwartung nach einem Schlaganfall abhängig.  

Was beeinflusst die Lebenserwartung nach einem Schlaganfall? 

  • Die Ursache (Hirninfarkt oder Hirnblutung) 
  • Das Ausmaß des Schadens am Gehirn 
  • Die neurologischen, körperlichen und psychischen Folgen (Lähmungen, Pflegebedürftigkeit etc.) 
  • Die zugrunde liegenden Erkrankungen, wie Bluthochdruck, Arteriosklerose oder Diabetes mellitus 
  • Ein erneuter Schlaganfall  
  • Der Erfolg der Behandlung und Rehabilitation  

Da diese Faktoren bei jeder / jedem Schlaganfall-Betroffenen unterschiedlich sind, lässt sich keine konkrete Prognose zur Lebenserwartung treffen. Die hier dargestellten Daten zeigen die durchschnittliche Lebenserwartung nach Schlaganfällen und das Sterberisiko nach einem Schlaganfall. Diese Daten aus Langzeitbeobachtungen und Studien sind repräsentativ. 

Generell lässt sich aber sagen, dass die Lebenserwartung und die Überlebenswahrscheinlichkeit nach einem ischämischen Schlaganfall aufgrund der sehr guten Behandlung und Rehabilitationsangebote in Deutschland immer weiter steigt. Andererseits steigen aber auch die Risikofaktoren: alternde Gesellschaft, Übergewicht, ungesunder Lebensstil und Bewegungsmangel. So ist und bleibt der Schlaganfall in Deutschland die dritthäufigste Todesursache. 

Zu unterscheiden sind bei der Betrachtung der Lebenserwartung zudem die Spätfolgen eines Schlaganfalls, das Auftreten erneuter Schlaganfälle (Rezidive) oder andere Erkrankungen. Dies lässt sich nicht immer trennscharf ermitteln. Die Aussage, dass jede / jeder zweite Schlaganfall-Betroffene innerhalb von 5 Jahren stirbt, sagt daher noch nichts über die exakte Todesursache aus. 
Welche Möglichkeiten und Unterstützung es gibt, erfährst Du hier: Leben nach dem Schlaganfall

Lebenserwartung nach TIA / leichter Schlaganfall

Eine transitorische ischämische Attacke (TIA) hat in der Regel erstmal keine Folgen, denn hierbei verschwinden die Schlaganfall-Symptome innerhalb von 24 Stunden. Dennoch kann es sich auf die Lebenserwartung auswirken, da das Risiko eines erneuten und/oder schweren Schlaganfalls besteht. 

Lebenserwartung nach Hirninfarkt und Hirnblutung

Nach einem Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall) ist das Risiko, im Krankenhaus zu versterben, mit 7 % geringer als nach einer Hirnblutung (hämorrhagischer Schlaganfall), in deren Folge durchschnittlich 22,2 % Patientinnen und Patienten bereits im Krankenhaus sterben. 

Lebenserwartung nach einem Hirnstamminfarkt

Zu den Funktionen des Hirnstamms gehören die Kontrolle von Atmung, Blutdruck, Herzrhythmus und Bewusstsein. Ein Infarkt im Bereich des Hirnstamms wirkt sich auf diese Funktionen aus und kann daher lebensbedrohlich sein. Die Lebenserwartung nach einem Hirnstamminfarkt ist von vielen Faktoren, insbesondere der Schwere des Schlaganfalls, abhängig. 

Lebenserwartung nach einem Kleinhirninfarkt

Das Kleinhirn steuert vor allem die motorischen Funktionen, wie die Koordination von Bewegungsabläufen. Bei einem Schlaganfall im Kleinhirn sind dementsprechend die Bewegungskontrolle und Haltung beeinträchtigt. Auch hier gilt, dass die Lebenserwartung nach einem Kleinhirninfarkt vom Alter und Zustand der / des Betroffenen, der Schwere des Schlaganfalls sowie dem Erfolg der Behandlung und Rehabilitation abhängig ist. 

Verkürzt ein Schlaganfall die Lebenserwartung? 

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, da es zahlreiche Faktoren gibt, die die Lebenserwartung beeinflussen. Dazu gehören:  

  • Wie schnell wurde der Schlaganfall behandelt? 
  • Wie schwerwiegend war der Schlaganfall? 
  • Welche Folgen hatte der Schlaganfall? 
  • Was war die Ursache?  
  • Gab es weitere Schlaganfälle (Rezidive)? 
  • Wie alt war die / der Betroffenen? 
  • Wie war der gesundheitliche Zustand vor dem Schlaganfall (Risikofaktoren Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Stress, ungesunder Lebensstil)? 
  • Wie sieht das soziale Umfeld (Einsamkeit und Depression als Risikofaktoren, Unterstützung durch Angehörige) aus? 
  • Gibt es Folge- und Begleiterkrankungen und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen? 
  • Wie erfolgreich ist die Rehabilitation? 
  • Gibt es Spätfolgen, z.B. durch Pflegebedürftigkeit, Lähmung etc.? 
  • Wie ist die Teilhabe-Situation (Berufstätigkeit, Sozialkontakte, familiäre Situation)? 
  • Wurden/werden die Therapievorgaben und Medikamenteneinnahme dauerhaft eingehalten (Therapietreue)? 
  • Wie ist die Motivation der/des Betroffenen? 

Gute Chancen für eine hohe Lebenserwartung nach einem Schlaganfall bestehen, wenn die / der Betroffene eine gute körperliche Konstitution hatte und hat, gesund lebt und die Therapie einhält. Also die verordneten Medikamente (Blutdruckmedikamente, Blutverdünner etc.) einnimmt, die individuell verordnete Physiotherapie, Ergotherapie, Logotherapie etc. wahrnimmt und in dauerhafter Behandlung bleibt. Auch die zahlreichen Hilfsmittel- und  Hilfsangebote, die es für Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten gibt, können zu einem langen Leben beitragen. Dabei sollte die soziale Teilhabe, die zur Lebensqualität beiträgt, nicht unterschätzt werden.

Juveniler Schlaganfall Lebenserwartung

Einer der Hauptrisikofaktoren, einen Schlaganfall zu erleiden, ist das Alter. Die typischen Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten sind durchschnittlich über 70 Jahre alt. Dennoch ist ein Schlaganfall bei jüngeren Menschen nicht ausgeschlossen.  

Den Schlaganfall in der Altersgruppe von 18 bis 55 Jahren bezeichnet man in der Medizin als juvenilen Schlaganfall. Laut Ärzteblatt betrifft dies circa 30.000 Menschen pro Jahr in Deutschland. Die Symptome wie Halbseitenlähmungen, Gesichtslähmungen oder Sprachstörungen sind ähnlich wie bei älteren Personen.  

Ursache kann unter anderem eine Gerinnungsstörung, Entzündung, Herzerkrankung, Stoffwechselstörung oder ein Gefäßwandeinriss einer Halsschlagader sein. Es gibt auch Fälle, bei denen keine Ursache gefunden wird. 

Bei jungen Menschen ist die Chance, den Schlaganfall zu überleben und ohne Folgen und Beeinträchtigungen weiterzuleben, deutlich höher. Ein junges Gehirn kann Ausfälle besser ausgleichen. Auch bei einem Mini-Schlaganfall gilt: Je jünger die / der Betroffene ist, desto weniger wirkt sich ein leichter Schlaganfall auf die Lebenserwartung aus. 

So sind die Anzahl der Sterbefälle und das Risiko von Schlaganfall-Wiederholungen viel niedriger als bei älteren Menschen. In der Altersgruppe der jüngeren Menschen sterben ca. 4,5 % der Betroffenen (15-35 % bei Älteren) nach einem Jahr. 1,5 % (2-15 % bei Älteren) der Betroffenen bekommen erneut einen Schlaganfall.  

Was aber schwerer wiegt, sind die psychosozialen Auswirkungen. Denn laut Untersuchungen können nur rund 40 % der juvenilen Patientinnen und Patienten nach einem ischämischen Schlaganfall wieder in ihrem ursprünglichen Beruf arbeiten. Ca. 30 % bleiben dauerhaft arbeitsunfähig. 

40 %

der juvenilen Patient:innen können nach einem ischämischen Schlaganfall wieder in ihrem ursprünglichen Beruf arbeiten.

ca. 30 %

bleiben dauerhaft arbeitsunfähig. 

Behandlung von Schlaganfällen
Was ist ein Schlaganfall

  • Age and Sex Differences in Ischemic Stroke Treatment in a Nationwide Analysis of 1.11 Million Hospitalized Cases – Autoren: Weber, Ralph, Christos Krogias, Jens Eyding, Dirk Bartig, Saskia H. Meves, Aristeidis H. Katsanos et al. – Publikation: Stroke, 50.12 (2019), 3494–3502 – DOI: 10.1161/STROKEAHA.119.026723 Berliner Schlaganfallregister – Ärztekammer Berlin, Auswertung 2017 (Ärztekammer Berlin, 2017), pp. 1–28
  • Population-Based Study of Disability and Institutionalization After Transient Ischemic Attack and Stroke – Autoren: Luengo-Fernandez, Ramon, Nicola L.M. Paul, Alastair M. Gray, Sarah T. Pendlebury, Linda M. Bull, Sarah J.V. Welch et al. – Publikation: Stroke, 44.10 (2013), 2854–61 – DOI: 10.1161/STROKEAHA.113.001584
  • Statistisches Bundesamt